Warum heißt es «der Schrank, die Schränke», aber «der Tank, die Tanks»? Die Pluralbildung im Deutschen

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Die deutsche Sprache folgt bei der Pluralbildung bestimmten Mustern, doch wie so oft gibt es zahlreiche Ausnahmen. Ein besonders auffälliger Unterschied zeigt sich bei Wörtern wie „Schrank“ und „Tank“: Während der Plural von „Schrank“ „Schränke“ lautet, wird „Tank“ einfach zu „Tanks“, ohne Umlaut und mit einem Plural-s. Warum ist das so?

1. Die Pluralbildung im Deutschen: Ein Überblick
Im Deutschen gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Plural eines Nomens zu bilden. Die wichtigsten sind:

  1. Umlaut + -e„Schrank“ → „Schränke“
  2. Endung -e ohne Umlaut„Tag“ → „Tage“
  3. Endung -er mit Umlaut„Buch“ → „Bücher“
  4. Endung -en„Blume“ → „Blumen“
  5. Endung -s„Auto“ → „Autos“


Die Wahl der Pluralform hängt unter anderem von der Herkunft und Wortklasse des Wortes ab.

2. Warum „Schränke“ mit Umlaut?
Das Wort „Schrank“ stammt aus dem Althochdeutschen „scranc“ und gehört zur Gruppe der starken Maskulina. Viele einsilbige Substantive, die auf einen Konsonanten enden, bilden ihren Plural mit Umlaut + -e:

  • HandHände
  • WaldWälder
  • ZahnZähne
  • SchrankSchränke
  • Gans Gänse


Der Umlaut entstand historisch durch einen Einfluss früherer Flexionsformen, die ursprünglich ein „i“ oder „j“ enthielten und so den Vokal in der Mehrzahl veränderten (germanisch skrank – skranci, althochdeutsch: scranc – scranci – scränki, germanisch: gast – gasti, althochdeutsch: gast – gesti).

3. Warum „Tanks“ ohne Umlaut?
Das Wort „Tank“ stammt aus dem Englischen (ursprünglich aus dem Niederländischen „tank“ = Fass, Behälter). Fremdwörter aus dem Englischen, Französischen oder Niederländischen behalten oft ihre ursprüngliche Pluralbildung mit -s:

  • AutoAutos
  • HotelHotels
  • ParkParks
  • RestaurantRestaurants


Da das Wort „Tank“ erst im 20. Jahrhundert ins Deutsche kam, unterlag es nicht den älteren Pluralmustern, sondern folgte der Regel für Fremdwörter. Es bekam also kein -e mit Umlaut, sondern einfach ein -s.

Die Pluralbildung im Deutschen ist stark von der Herkunft eines Wortes abhängig. Wörter mit germanischem Ursprung (wie „Schrank“) bekommen oft einen Umlaut, während neuere Fremdwörter (wie „Tank“) einfach das Plural-s aus dem Englischen übernehmen.

Dieser Unterschied zeigt, wie dynamisch die deutsche Sprache ist und wie sie sich durch den Einfluss anderer Sprachen ständig weiterentwickelt.

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