Altgriechisch und Latein für Ärzte und Pflegekräfte – Wichtige Grundlagen der medizinischen Fachsprache

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Die medizinische Fachsprache basiert zu einem großen Teil auf Begriffen aus dem Altgriechischen und Lateinischen. Diese Wurzeln prägen vor allem die Terminologie in den Bereichen Anatomie, Diagnostik und Therapie. Für Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte ist das Verständnis dieser Begriffe unerlässlich, um Befunde korrekt zu interpretieren und eine präzise Kommunikation zu gewährleisten.

Viele medizinische Fachbegriffe setzen sich aus lateinischen und griechischen Wortstämmen, Präfixen und Suffixen zusammen. Ein Beispiel ist das Wort „Arthritis“, das sich aus dem griechischen Wortstamm arthron (Gelenk) und dem Suffix -itis (Entzündung) zusammensetzt. Es bedeutet also wörtlich „Gelenkentzündung“. Ebenso findet man lateinische Begriffe wie „musculus“ (Muskel) oder „vena“ (Vene), die heute noch in der anatomischen Beschreibung verwendet werden.

Ein weiterer wichtiger Begriff ist „Perikardie“, der sich aus den griechischen Bestandteilen peri- (um … herum) und kardia (Herz) zusammensetzt und wörtlich „um das Herz herum“ bedeutet. Medizinisch bezeichnet die Perikardie den Herzbeutel, der das Herz umgibt und schützt. Dieser Herzbeutel besteht aus zwei Schichten: dem inneren Epikard, das direkt am Herzen anliegt, und dem äußeren Perikard, das mit dem Brustfell verbunden ist. Begriffe wie Perikarditis (Entzündung des Herzbeutels) oder Perikarderguss (Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel) sind wichtige klinische Diagnosen, die eine genaue Kenntnis der Terminologie erfordern.

Weitere häufig verwendete Begriffe sind:

  • „Dermatitis“: Zusammengesetzt aus derma (Haut) und -itis (Entzündung), bezeichnet es eine Entzündung der Haut.
  • „Nephrologie“: Abgeleitet von nephros (Niere) und logos (Lehre), bedeutet dies die „Lehre von den Nierenerkrankungen“.
  • „Gastroskopie“: Zusammengesetzt aus gaster (Magen) und skopein (betrachten), handelt es sich um die Untersuchung des Magens mit einem Endoskop.
  • „Hepatitis“: Von hepar (Leber) und -itis (Entzündung) bedeutet dies „Leberentzündung“.

Auch viele wichtige Begriffe aus dem Lateinischen prägen die medizinische Fachsprache, insbesondere in der Anatomie und Diagnostik:

  • „Ligamentum“: Band oder Bindegewebe.
  • „Os“: Knochen (z. B. Os femoris – Oberschenkelknochen).
  • „Cerebrum“: Gehirn.
  • „Pulmo“: Lunge (z. B. Pulmonalis – die Lunge betreffend).
  • „Ren“: Niere (z. B. Renalis – die Niere betreffend).

Das griechische Präfix „hypo-“ ist ein weiteres häufig verwendetes Element der medizinischen Fachsprache. Es bedeutet „unter“, „zu wenig“ oder „unterhalb“. Beispiele:

  • Hypotonie (hypo- = unter, tonos = Spannung): Niedriger Blutdruck.
  • Hypoglykämie (hypo- = wenig, glykos = Zucker, haima = Blut): Niedriger Blutzuckerwert.
  • Hypothyreose (hypo- = zu wenig, thyreos = Schilddrüse): Unterfunktion der Schilddrüse.

Nicht zu verwechseln ist „hypo“ mit dem griechischen „hippo-“ (híppos = Pferd): so bezeichnet der Hippocampus, der wörtlich „Seepferdchen“ bedeutet, eine Struktur im Gehirn, die eine zentrale Rolle bei der Gedächtnisbildung und räumlichen Orientierung spielt. Der Name leitet sich von der Ähnlichkeit dieser Hirnstruktur mit einem Seepferdchen ab. Und Hippokrates ist als Namensgeber für zahlreiche medizinische Begriffe und Prinzipien bekannt. Beispiel: Hippokratisches Gesicht, das typische Aussehen eines Patienten in terminalen Stadien schwerer Krankheiten.

Das Gegenteil zum griechischen Präfix „hypo-„ ist „hyper-“, das „über“ bedeutet. Diese Unterscheidung ist entscheidend: „Hypertonie“ bezeichnet Bluthochdruck, während „Hypotonie“ niedrigen Blutdruck beschreibt.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der medizinischen Sprache sind Abkürzungen auf Rezepten oder in Krankenakten, die oft aus dem Lateinischen stammen. Begriffe wie „p.o.“ (per os – durch den Mund) oder „s.c.“ (subcutan – unter die Haut) sind alltäglich und erleichtern die medizinische Dokumentation. Doch ohne das Wissen um ihre Herkunft und Bedeutung können Missverständnisse entstehen. Grundkenntnisse des Lateinischen und des Altgriechischen sind für Mediziner wie auch für Pflegekräfte daher elementar, denn sie erleichtern es, sich Fachbegriffe korrekt zu merken bzw. sich diese korrekt herzuleiten.

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